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Wissenschaftsbarometer 2022: Großes Vertrauen in Wissenschaft und Forschung

Das Vertrauen der Deutschen in Wissenschaft und Forschung ist nach wie vor groß – und liegt im dritten Pandemiejahr noch immer über dem Niveau der Jahre vor Corona. Das belegt das aktuelle Wissenschaftsbarometer 2022 von Wissenschaft im Dialog (WiD). Die repräsentative Erhebung fragt seit 2014 regelmäßig die Einstellungen der Bevölkerung zu Wissenschaft und Forschung ab und wird von der Robert Bosch Stiftung und der Fraunhofer-Gesellschaft gefördert.

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Das Wissenschaftsbarometer erhebt jedes Jahr die Einstellungen der Bürger*innen zu Wissenschaft und Forschung. (Grafik: Keyvisual Wissenschaftsbarometer)

54 Prozent interessieren sich für Wissenschaft und Forschung

„Das Interesse an Wissenschaft und Forschung ist 2022 insgesamt ähnlich hoch wie in den Vorjahren“, erklärt WiD in einer Zusammenfassung auf der Webseite: 54 Prozent der Befragten geben im Wissenschaftsbarometer 2022 an, ein „eher großes oder sehr großes Interesse an Wissenschaft und Forschung“ zu haben.

Allerdings macht es auch in diesem Jahr wieder einen Unterschied, welches formale Bildungsniveau die Befragten aufweisen:

  • 70 Prozent der Befragten mit hohem formalen Bildungsniveau (Abitur, Hochschulreife, Fachhochschulreife, Studium),
  • 47 Prozent der Befragten mit mittlerem formalen Bildungsniveau (weiterbildende Schule ohne Abitur) und
  • 42 Prozent mit niedrigem formalen Bildungsniveau (Volks- oder Hauptschule)

geben an, ein „eher großes oder sehr großes Interesse an Wissenschaft und Forschung“ zu haben.

62 Prozent vertrauen Wissenschaft „voll und ganz“

62 Prozent der Deutschen geben bei der repräsentativen Befragung an, dass sie Wissenschaft und Forschung „eher oder voll und ganz“ vertrauen. Das ist eine leichte Steigerung gegenüber den Vorjahren – mit 61 Prozent im Jahr 2021 und 60 Prozent im Jahr 2020 – und deutlich mehr als vor Beginn der Corona-Pandemie mit 52 Prozent im Jahr 2018 und 46 Prozent im Jahr 2019.

Auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Bildungsgruppen:

  • 76 Prozent der Befragten mit hohem formalen Bildungsniveau,
  • 68 Prozent der Befragten mit mittlerem formalen Bildungsniveau und
  • 44 Prozent der Befragten mit niedrigem formalen Bildungsniveau

geben an, „eher oder voll und ganz“ in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen.

67 Prozent vertrauen Expertise der Forschenden

Dass die Mehrzahl der Bürger*innen so ein großes Vertrauen in Wissenschaft und Forschung hat, liegt vor allem an der Expertise der Forschenden: 67 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage „eher oder voll und ganz“ zu, dass man „Wissenschaftler*innen vertrauen kann, weil sie Expert*innen auf ihrem Forschungsfeld sind“. Das ist eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr, wo das 66 Prozent der Befragten sagten – aber eine Abnahme gegenüber 2020, wo dem noch 71 Prozent der Befragten zustimmten.

Der zweite Vertrauensgrund ist mit 60 Prozent, dass „Wissenschaftler*innen und Forscher*innen nach Regeln und Standards arbeiten“ (2021: 57 Prozent; 2020: 62 Prozent). Der dritte Grund mit 49 Prozent, „weil sie im Interesse der Öffentlichkeit forschen“ (2021: 46 Prozent; 2020: 44 Prozent).

56 Prozent sehen Abhängigkeit von Geldgebern kritisch

Allerdings gibt es auch Gründe, Wissenschaftler*innen zu misstrauen. Hier findet die Aussage, „weil sie stark abhängig von ihren Geldgebern sind“ mit 56 Prozent die meiste Zustimmung unter allen abgefragten Misstrauensgründen. Dieser Wert ist in den vergangenen Jahren angestiegen von 49 Prozent im Jahr 2020 und 48 Prozent im Jahr 2021.

Der zweite Misstrauensgrund ist mit 32 Prozent „weil Wissenschaftler*innen oft Ergebnisse ihren eigenen Erwartungen anpassen“, der dritte Grund mit 22 Prozent, „weil Wissenschaftler*innen häufig Fehler machen“.

74 Prozent wollen Wissenschaftskommunikation

Besonders hohen Wert legen die Befragten darauf, dass die Forschenden ihre Ergebnisse kommunizieren.

  • 74 Prozent der Befragten ist es „wichtig oder sehr wichtig“, dass Wissenschaftler*innen „zu den Ergebnissen ihrer eigenen Forschung“ kommunizieren.
  • 71 Prozent der Befragten ist es „wichtig oder sehr wichtig“, dass Wissenschaftler*innen „zu den Ergebnissen anderer Wissenschaftler*innen, die zum gleichen Thema forschen“ kommunizieren.
  • 69 Prozent der Befragten ist es „wichtig oder sehr wichtig“, dass Wissenschaftler*innen „zu den Methoden, die sie in ihrer Forschung nutzen“ kommunizieren.

79 Prozent befürworten öffentliche Äußerungen zu politischen Entscheidungen

Vier von fünf Befragten – also 79 Prozent – stimmen „eher oder voll und ganz“ zu, dass Wissenschaftler*innen „sich öffentlich äußern, wenn politische Entscheidungen Forschungsergebnisse nicht berücksichtigen“. Das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr.

69 Prozent der Befragten sind der Meinung, „Politische Entscheidungen sollten auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen“.

Allerdings sagen auch 50 Prozent der Befragten: „Es ist nicht Aufgabe von Wissenschaftler*innen, sich in die Politik einzumischen.“

51 Prozent wollen mehr Klima-Forschung

Als wichtigstes Forschungsthema der Zukunft nennen 51 Prozent der Befragten „Klima und Energie“. Das sind deutlich mehr als in den Vorjahren, wo das im Jahr 2016 nur 35 Prozent und im Jahr 2019 nur 41 Prozent wollten. An zweiter Stelle kommt mit 28 Prozent „Gesundheit und Ernährung”.

Mehr Informationen:

Elke Zapf