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ChatGPT in der Hochschulkommunikation: Online-Fortbildung über Chancen und Risiken

Wie verändert der Chatbot ChatGPT die Hochschulkommunikation? Welche Chancen bieten KI-Sprachmodelle für die tägliche Arbeit mit Texten und wie funktioniert sie? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Online-Fortbildung „ChatGPT in der Hochschulkommunikation: Praktische Anwendung – Chancen und Risiken“. Die 100 Plätze im Seminar von Prof. Dr. Doris Weßels und Johanna Gröpler, die es exklusiv für Mitglieder des BV_HKOM gab, waren in Windeseile ausgebucht.

ChatGPT in der Hochschulkommunikation

ChatGPT in der Hochschulkommunikation (Grafik: BV_HKOM)

Die Expertinnen: Prof. Dr. Doris Weßels und Johanna Gröpler

Prof. Dr. Doris Weßels ist Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Kiel und sowohl Initiatorin als auch Mitglied im Leitungsteam des Virtuellen Kompetenzzentrums „Schreiben lehren und lernen mit Künstlicher Intelligenz – Tools und Techniken für Bildung und Wissenschaft“.

Johanna Gröpler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Hochschule Wildau, Gründungsmitglied und befasst sich im Kernteam des Virtuellen Kompetenzzentrums mit der Rolle KI-basierter Tools im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens.

Die Überraschung im November 2022: ChatGPT

„Sind wir mit ChatGPT & Co. plötzlich in einem Science-Fiction-Film gelandet? Diese digitale Disruption wirft vielfältige Fragen auf und irritiert uns Menschen sehr“, sagt Professorin Weßels zu Beginn der Online-Fortbildung und hat die Teilnehmer*innen sofort auf ihrer Seite. Denn viele Hochschulkommunikator*innen waren damals genauso überrascht über die Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT durch die US-amerikanische Softwarefirma OpenAI. „Ich habe dieses kostenlose und für jeden frei zugängliche Tool gleich am 2. Dezember ausprobiert und war gleichermaßen fasziniert und beunruhigt von der Leistungsstärke“, erzählt Weßels. „Aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer ist ChatGPT ein echter Meilenstein in der KI-Entwicklung.“

Die Erklärung: Was ChatGPT über sich selbst sagt

Das Akronym GPT im Namen des Chatbots steht für Generative Pretrained Transformer. ChatGPT selbst erklärt diese drei Begriffe bei einer Abfrage am 14. August 2023 so:

  • Generative: GPT-3.5 ist ein generatives Modell, was bedeutet, dass es in der Lage ist, Texte zu generieren, die ähnlich sind wie die, die es während des Trainings gesehen hat. Es kann kohärente und sinnvolle Texte schreiben, die menschenähnlich klingen.
  • Pre-trained: GPT-3.5 wurde auf riesigen Mengen an Textdaten trainiert, die aus Büchern, Artikeln, Websites und anderen schriftlichen Quellen stammen. Während des Trainings hat das Modell Muster in der Sprache erkannt, darunter Grammatik, Bedeutung, Stil und Kontext.
  • Transformer: Die Transformer-Architektur ist das Herzstück von GPT-3.5. Sie ermöglicht es dem Modell, lange Abhängigkeiten zwischen Wörtern und Sätzen zu verstehen und zu berücksichtigen. Transformers verwenden selbst-aufmerksame Mechanismen, um den Kontext von Wörtern zu analysieren und Beziehungen zwischen ihnen herzustellen.

Der aktuelle Stand: ChatGPT und andere KI-Sprachmodelle

Seit dem Start im November 2022 hat OpenAI seinen Chatbot ChatGPT schon mehrere Male aktualisiert, die Funktionen deutlich erweitert und zahlreiche Plugins entwickelt. „Jeden Tag kommen neue Funktionserweiterungen dazu, die ich mit der kostenpflichtigen Version von ChatGPT nutzen kann“, sagt Doris Weßels. „Wenn ich zum Beispiel AskYourPDF und Show Me Diagrams kombiniere, kann ChatGPT mir in wenigen Minuten ein Diagramm zur Darstellung der inhaltlichen Zusammenhänge in einem Dokument erstellen. Und mit HeyGen kann ich ebenso schnell ein Video über den Einsatz von ChatGPT in der Unternehmenskommunikation generieren.“

Kein Wunder also, dass der Chatbot laut einer Analyse von Similarweb rund 1,8 Milliarden Zugriffe pro Monat hat.

Natürlich gibt es auch zahlreiche andere KI-gestützte Schreibwerkzeuge wie zum Beispiel Jasper-Chat und Neuroflash. „Ganz egal, welches Tool Sie ausprobieren: das sind keine Suchmaschinen, sondern Inspirations- und Imitationsmaschinen“, betont Gröpler. „Und: Generative KI- Sprachmodelle erzeugen immer Unikate und keine Plagiate – auch wenn das in der öffentlichen Diskussion oft anders dargestellt wird.“

Der Einsatz an Hochschulen: Noch zögerlich

Weßels und Gröpler sind sich einig: „ChatGPT ist ein Meilenstein in der KI-Entwicklung. Das ist eine Zeitenwende und wir als Hochschulen und Universitäten müssen jetzt aus der Rolle der Beobachtenden herauskommen und die Rolle der Gestaltenden übernehmen.“ Wie eine scribbr-Recherche zeigt, sieht die Realität an den 100 größten Universitäten und Hochschulen Deutschlands allerdings noch deutlich anders aus: Bislang haben 64 Prozent der Einrichtungen keine oder nur sehr unklare Richtlinien zum Einsatz von ChatGPT, nur bei zwölf Prozent ist er generell erlaubt, bei 21 Prozent teilweise erlaubt und bei drei Prozent generell verboten.

„Wir sind in Deutschland leider sehr zögerlich bei der Adaption dieser Technologie im Bildungsbereich“, bedauert Weßels. „Wenn wir den Nachwuchs für die Zukunft qualifizieren wollen, müssen wir das Tempo erhöhen, um unserem Bildungsauftrag gerecht zu werden.“

Im Test: Neuroflash

Auch etliche Teilnehmer*innen der Fortbildung nutzten im Online-Seminar zum ersten Mal ein KI-Tool. Johanna Gröpler empfahl Neuroflash und die meisten Nutzer*innen waren begeistert, wie schnell sie mit dem Tool eine Pressemitteilung oder einen Beitrag für LinkedIn über die aktuelle Veranstaltung erstellen konnten. „Die Zukunft der Hochschulkommunikation ist da und wir sind begeistert! Der Bundesverband Hochschulkommunikation hat erfolgreich die erste Fortbildung zum Thema ChatGPT in der Hochschulkommunikation durchgeführt“, schrieb die KI zum Beispiel für LinkedIn und beschrieb damit bestens die Stimmung im Seminar.

Sehr angetan waren die Teilnehmer*innen auch davon, dass sie bei Neuroflash eine Tonalität für ihren Text auswählen können: ruhig oder aufgeregt, höflich oder witzig, in der Du- oder Sie-Form. „Wow, das Ergebnis kann sich echt sehen lassen“, lobte eine Teilnehmerin. „In der Pressemitteilung ist sogar ein wörtliches Zitat dabei und die Überschrift ist auch prima.“

In der Praxis: KI als Assistenz nutzen

Für Überschriften, Vorschläge für genderneutrale Formulierungen oder kreative Titel für die nächste Podcast-Folge nutzen dann auch schon einige Teilnehmer*innen in ihrer täglichen Praxis ein KI-basiertes Tool. „Machen Sie weiter so und probieren Sie einfach immer wieder aus, was alles geht“, empfehlen Prof. Dr. Doris Weßels und Johanna Gröpler. „Nutzen Sie die Assistenzfunktion der KI, verifizieren Sie die Ergebnisse und bringen Sie immer Ihre persönliche Note und Expertise ein. Dann ist das äußerst zielführend und sinnstiftend.“

Link zu den Folien (nur für Mitglieder)

Mehr Informationen:

Elke Zapf